„Bete und liebe!
Kreuz und Auferstehung im Alltag leben.“
Das Thema, das uns seit diesem Sommer begleitet, stammt aus der Lebensregel, die Sr. Marguerite 1941 für die entstehende Gemeinschaft entworfen hatte. Bete und arbeite hätte man erwarten können, aber Bete und liebe sagt das Wesentliche aus. Gebet lässt sich niemals von Liebe trennen. Es verwirklicht sich in Aufmerksamkeit, Solidarität und der Annahme des Lebens in all seinen Formen. „Die Aufgabe, die Gott Jesus anvertraute, war zu lieben bis zur Vollendung (vgl. Joh 13,1)“, sagte uns fr. Richard von Taizé während unserer Retraite. „Beten, arbeiten, lieben: Im Leben Jesu ist dies alles eins, und so auch in unserem.“
Zeugen dieser Liebe gibt es auch in der Geschichte unserer Gemeinschaft, wie Sr. Marguerite oder Mère Geneviève. Sie haben gewagt, die dunklen Seiten des Lebens – ja selbst die dunkelste, jene des Todes – in Liebe anzunehmen. So schrieb Mère Geneviève nach dem tragischen Tod ihres Mannes Leopold: „Da war er nun, mein Liebster, […] seine Züge überzogen von der grossen Kälte des Todes. […] Wenn der Schmerz allzu gross wurde, ging ich hinaus, um meiner Verzweiflung freien Lauf zu lassen. Bei ihm herrschte eine heilige Stille, die ich nicht zu stören wagte. So vergingen Stunden, allein mit ihm und mit meiner Bibel. Und am Morgen schien es mir, als sei durch all die Ängste, die Ohnmacht, die Verzweiflung Frieden in mein Herz eingekehrt, und ich wusste sicher, dass Gott mir half. […] Es war Gewissheit und Liebe, und ich fühlte Leopold ganz nahe, aber verwandelt, strahlend, ein höheres Leben führend, alles verstehend, vollkommen liebend, von allen Fesseln befreit. […] Gott hatte den Tod bezwungen, da war weder Schrecken noch Angst, nur noch Gottes grosse Liebe.“
Wird der Schmerz angenommen, kann er Früchte tragen, wie das Samenkorn, das in die Erde fällt. Akzeptieren, ohne zu urteilen, die Wirklichkeit in mir annehmen, dies führt zur Freiheit. Die Fülle von Gottes Leben enthält alles, auch Leiden und Tod.
Bete und liebe ist ein Leitmotiv für ein ganzes Leben. Das ist keine Geschichte aus der Vergangenheit: Wir sind alle, auf die eine oder andere Weise, Zeugen dieser Liebe. Der Weg beginnt in dir: Liebe dich zuerst selbst, mit allem, was da ist, in jedem Augenblick. Nimm dich so an, wie du bist, mit allem, geliebt von deinem Schöpfer, der Quelle allen Lebens. Das strahlt dann auf andere aus, in deinen Beziehungen und in der Welt.
Ist nicht jeder spirituelle Weg, der im Licht von Christi Kreuz gedeutet wird, ein Weg der Befreiung und des Lernens wahrer Liebe, der Gabe von Ostern? Gott hat den Tod besiegt. Bete und liebe dein Menschsein. Wenn es auch vom Kreuz geprägt ist, so trägt es doch Leben. Dazu muss ich mich allerdings darauf einlassen. Erst wenn ich mich meinem Leiden, meinem Kreuz in Wahrheit und mit Liebe stelle, kann ich die Erfahrung einer Auferstehung machen. Dies verändert das Gesicht der Welt und gleichzeitig mein eigenes.
In dieser Welt, die von Kriegen, Klimawandel, Machtmissbrauch aller Art und Ängsten durcheinander gebracht wird, ist der Ausdruck Bete und liebe Zeichen des Widerstands und der Hoffnung. Er lädt uns ein, auf der Grundlage von Gottes Gegenwart in uns zu leben, der Quelle einer Liebe, die stärker ist als alles andere. Nur wenn wir ständig zu diesem Zentrum, zur Mitte unseres Herzens zurückkehren, können wir zur Geburt einer neuen Welt beitragen. Sind wir bereit, uns dieser Aufgabe mit unserem ganzen Sein zu widmen? Bete und arbeite, bete und liebe! Wenn wir diese Aufgabe im Bewusstsein erfüllen, dass wir vom Ganz-Anderen begleitet werden, dass wir niemals alleingelassen werden, kann dieser schmerzhafte Weg zum Durchgang werden zu einem freieren, versöhnten und neuen Leben, zur Auferstehung.
Bete und liebe wird damit zu einer Lebenskunst die in aller Bescheidenheit, immer wieder, Tag und Nacht, aufs Neue aufzunehmen ist.
Bete und Liebe
Zwei ganz einfache Worte
zwei tiefe Sehnsüchte der Seele
die uns einen Weg weisen
nicht in eine weite Ferne
nicht in unerreichbare Höhen
sondern mitten in den Staub des Alltags
in die Tiefen des Gewohnten.
Dieser Weg ist keine blosse Idee
er ist Stille, Atem, Gegenwart.
Er beginnt genau dort, wo du bist
in deinem Körper, mit deinem Atem
im leisen Pochen deines Herzens.
Er lädt dich ein, sanft hinabzusteigen
vom übervollen Kopf
in die weite Stille deines Herzens
dorthin, wo dein Leben ankommen darf
so wie es ist, ohne Masken, ohne Lärm.
Dieser Weg ist ein österlicher Weg
auf den Spuren Christi
das Kreuz annehmen, es nicht meiden
Leid, Verlust, Müdigkeit …, nichts aus-
schliessen, alles kann zum Lebensort werden.
Lieben, das Wagnis, sich seinen Wunden
stellen, nicht fliehen, nicht kämpfen
sie annehmen, wie man ein weinendes Kind
umarmt, und sie der Quelle anvertrauen
so entsteht ein Weg des Friedens
der Heilung und der Versöhnung in uns.
Lieben heisst auch zuhören, wirklich hören
was Worte nicht sagen und doch laut ruft
was sich widersetzt, was darauf wartet
endlich gehört zu werden.
Sich selbst lieben zu lernen
auch in den Schatten, gerade dort.
Und weiterzugehen auf diesem Weg
im Stillen Glauben, dass neues Leben
möglich ist, nicht als ein fernes Ideal
sondern hier und jetzt.
Denn der Geist wirkt bereits
er flüstert, atmet, betet
und führt uns leise zu jenem inneren
„JA“ ohne Angst.
Christus wich dem Kreuz nicht aus
er umarmte es.
Aus der Dunkelheit wurde Licht
aus Angst Vertrauen, aus Tod Leben.
So öffnete er uns den Weg.
Wenn im Herzen des Kreuzes ein Feuer
brennt? Ein Feuer der Liebe, das nicht
verzehrt, sondern wärmt, erleuchtet und
verwandelt. Ein zartes, beharrliches
Vertrauen, dass Gott selbst
unsere dunkelsten Nächte bewohnt
und am Ende das Leben steht.
Bete – Liebe – Widerstehe
Geh vom Kopf ins Herz
dort wartet in der Stille eine Quelle.
Meide das Kreuz nicht, durchschreite es.
Bete – öffne dich für diese Gegenwart.
Liebe – lebe ein Leben in Fülle.
Widerstehe – bleibe im Licht.
Bete – bleibe Mensch, wenn die Welt wankt,
die Furcht regiert und die Erde brennt.
Liebe – zärtlich deine Wunden
hab Vertrauen, Gott lässt in deinen Schatten Licht aufleuchten.
Widerstehe – sanft und treu
nicht mit Faust, sondern mit Herz
dort, wo Angst nistet, Zynismus erstarren lässt und Erschöpfung aufgeben will.
Bete – nicht aus Pflicht
sondern um mit dem Hauch des Lebens zu schwingen.
Liebe – nicht um zu besitzen
sondern um zu schenken.
Widerstehe – nicht aus Hartherzigkeit
sondern um zu befreien
um in Christus mitten im Sturm
Wurzeln zu schlagen.
Wahrer Widerstand beginnt genau dort
wo jeder Tag ein neues „Ja“ ist
zum Licht, zur Gegenwart, zum Leben
das mitten in unseren Nächten aufkeimt.
Und glauben, ja, glauben
trotz aller Widrigkeiten
dass jeder Schritt auf diesem Pfad
eine neue Welt ins Leben ruft.
Sr. Anne-Emmanuelle und Sr. Regina
Beten, lieben, widerstehen
Diese Verwandlung vollzieht sich in uns allen und findet ihre Tiefe, wenn sie sich in die Zerbrechlichkeit und den Reichtum unseres Gemeinschaftslebens einfügt. In diesem Sinne haben wir im Januar das Treffen unserer Kommunität gelebt, mit dem Leitgedanken: Im Herzen des Kreuzes, die Liebe. Durch Kunst und Texte von Edith Stein, Johannes vom Kreuz, Etty Hillesum und, zu unserer Überraschung, von Sr. Marguerite von Grandchamp, zeigte uns Audrey Barcelo Genevay das Kreuz, das diese Zeugen der Hoffnung geprägt hat. Eine Schwester sagte: „Ich habe mich ganz langsam dem Kreuz genähert, vor dem ich im Grunde ein wenig Angst hatte.“
Kreuz und Leiden können Angst machen. Wie können wir uns ihnen stellen, ohne die Hoffnung zu verlieren? Kunst und Schönheit können uns auf diesem Weg unterstützen. Eine Schwester drückte es so aus: „Es ist so schwer, nichts tun zu können, wenn jemand leidet. Als ich das Gemälde von Fra Angelico betrachtete, das Christus in der Nacht von Gethsemane zeigt, stellte ich mir vor, dass Martha und Maria in dieser Nacht für Jesus beteten.“
Eine andere Schwester sagte über dieses Bild: „Das Licht fällt nicht durch das Fenster, sondern kommt aus dem dunklen Raum, wo Jesus in Todesangst im Gebet ist. Darauf vertrauen, dass auch ich dieses Licht empfange, aus diesem dunklen Raum in mir, wo Jesus in Todesangst im Gebet zum Vater ist.“
In diesem Jahr hat uns so viel Leid mit den Kreuzen der Welt konfrontiert. 1954 beschrieb Sr. Marguerite ihre Erfahrung in unserer Fraternität in einem Slum in Algerien: „Inmitten dieses Elends zu leben, ist ein ständiges Leiden, das umso grösser ist, als wir es niemals ganz teilen können. Aber vielleicht ist es das, das von uns verlangt wird, dieses Zerreissen des Herzens. Wir müssen unablässig darum beten, dass uns die Liebe Christi geschenkt wird. Wenn ich mich von all diesem Leid überwältigt fühle, gehe ich in unsere kleine Kapelle, lege mich mit ausgestreckten Armen auf den Boden (so viel Platz hat es) und sage: ,Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.’ Und wenn der Frieden zurückkehrt, sage ich: ,Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.’ Dann stehe ich auf, gestärkt und beruhigt und kehre zurück.“
Was jeder einzelne in sich trägt, steht in Verbindung mit dem Leben und Leiden der Menschheit. Eine Schwester drückte es so aus: „Diese Tage haben mir geholfen, mit Liebe auf Christus in mir zu schauen, der mit sich ringt, den Kelch des gegenwärtigen Leidens in der Welt zu trinken. Das kollektive Leiden ist mit unserem persönlichen Leiden verbunden. Ich konnte einen liebevollen Blick auf den Schatten in mir werfen, wo Christus angesichts der Kreuze von heute ringt.“
Warum so viel Leid? Wer spürte diesen Schrei noch nie in sich aufsteigen? Audrey zitierte Sr. Marguerite: „Die Antwort auf all unser ,Warum?’ ist kein ,Weil’, sondern eine grössere Liebe.“ Wir sind eingeladen, nicht länger auf eine Erklärung zu warten, sondern zu lieben und uns lieben zu lassen.
Eine Schwester: „Edith Stein ermutigt mich, ,alle Lasten und Leiden des Lebens […] mit zur Kreuzesbotschaft’ zu rechnen. Ich spüre, wie diese persönlichen und kollektiven Prüfungen mich durchdringen: sie anzuerkennen, ohne sie zu rechtfertigen oder ihnen einen Sinn aufzuzwingen … Was, wenn lieben lernen auch darin bestünde, das Leiden anzunehmen, das in jedem Leben unvermeidlich ist? Wenn es in meinem Leben auftaucht, ohne dass ich es gesucht habe, es dann anzunehmen für das, was es in sich birgt und was es mir über mich selbst und über Christus offenbart … Ediths Sichtweise des Kreuzes als wesentlichen Bestandteil des Seins beruhigt mich: Das Durchleben meiner Kreuze verbindet mich mit dem Ostergeheimnis Christi, eine Reise, die mein verwundetes Leben in Gemeinschaft mit seinem zur Auferstehung führt. Etty Hillesum, eine Zeitgenossin von Edith, schreibt: ,Indem man den Tod in sein Leben aufnimmt, erweitert und bereichert man sein Leben. […] Plötzlich ist der Tod in mein Leben getreten, gross und einfach und selbstverständlich und fast lautlos. Er hat nun einen Platz darin, und ich weiss jetzt, dass er zum Leben gehört.’ Wie Etty spüre ich, dass Leben und Tod in mir zusammenleben, zwei untrennbare Kräfte. Leiden und Freude, Prüfung und Frieden sind miteinander verflochten und verleihen meinem Dasein seine Intensität. Den Tod zu akzeptieren, öffnet mich für das Leben.“
In seinem Buch Prier 15 jours avec Edith Stein schreibt Michel Dupuis: „Kreuze, die so oft ignoriert oder verdrängt werden und nur auf den Blick der Liebe warten, damit all dieses nutzlose, skandalöse, absurde Leiden sich auf geheimnisvolle Weise in einen Keim der Liebe und Erlösung verwandeln kann. Denn das Kreuz braucht mich wirklich, es braucht meine Liebe, um das freizusetzen, was es in sich birgt.”
Eine Schwester schliesst sich dem an: „Früher war es, als wäre das Kreuz weit von mir entfernt. Wenn ich jetzt höre, dass das Kreuz mich braucht, ist es für mich nichts Geheimnisvolles und Fernes mehr: Das Kreuz ist in mir. So kann ich wie Jesus sein: ohne Schuldgefühle und Moralismus, sondern ganz konkret, ganz bodenständig, in meinem Leben und im gemeinsamen Leben.“
Zum Schluss fasste Audrey unser Erleben folgendermassen zusammen:
„Das Kreuz ist ein Geheimnis, das es zu betrachten gilt. Jesu Leidensgeschichte betrifft uns alle, diese Geschichte eines Einzelnen klingt im Universellen wider. Durch das Kreuz hat uns der menschgewordene Gott einen Weg eröffnet, der uns mit der göttlichen Quelle wiedervereint. Damit rettet er uns. Aber es sind nicht seine Leiden, die uns retten, sondern seine Liebe. Es ist die Liebe, die er sogar im Leiden bezeugen kann.
Dieser Weg, den er uns gewiesen hat, bleibt für immer offen; er ist der Schlussstein des Geheimnisses der Existenz. Diesen Übergang haben wir individuell und gemeinsam zu leben.
Die unergründliche Weisheit Gottes hat dem Kreuz eine erlösende Kraft verliehen. Und unseren Kreuzen? Es ist ein Akt des Glaubens. In der dunklen Nacht schreiten die Myrrheträgerinnen voran, Trägerinnen dieser tiefen, sprudelnden, durchdringenden Freude, die auf geheimnisvolle Weise mit ihrer Liebe das Kreuz der Menschen umarmt. Im Herzen der dunklen Nacht aller Abwesenheiten strahlt die lebendige Flamme der Liebe, die Gegenwart des Lebendigen am Ostermorgen.“
Beten, lieben, widerstehen … im Mittelpunkt unseres Alltags. Dies hat unser Gemeinschaftsleben im Lauf des Jahres geprägt:
Während unserer Retraite vor Pfingsten lud uns P. Jean-Pierre Longeat ein, unseren Leib als Ort der Begegnung mit Gott wahrzunehmen. Angesichts des Bösen, das die Welt zerreisst, eröffnet die Rückkehr zu dieser Tiefe im Alltag Wege der Gemeinschaft: Wir haben alle denselben Ursprung, und doch ist jeder Mensch einzigartig und so verschieden! In Beziehungen wachsen bedeutet, diese Unterschiede anzuerkennen und zu lernen, sie zu lieben! Das Gemeinschaftsleben bietet uns tausend Gelegenheiten dazu: die Vielfalt in Generationen, Kulturen, Kirchen, und wie jede diese Welt und ihre innere Welt bewohnt …
Missbräuche in der Kirche, der Gesellschaft und in Familien sind ein Kreuz, das vor allem die Opfer tragen müssen. Die Vorführung des Dokumentarfilms „Dignity“ von Margarita Fugger-Heesen und der anschliessende Austausch mit ihr liess uns einen Weg der Heilung durch Tanz erahnen. Im Bewusstsein, dass keine Gemeinschaft vor Schwierigkeiten oder Fehlfunktionen gefeit ist, nahm eine Gruppe von Schwestern an einer Veranstaltung zum Thema Missbrauch, Machtmissbrauch und Traumata teil, die von der Viktimologin Isabelle Chartier-Siben geleitet wurde. Wir werden diese Arbeit mit der gesamten Gemeinschaft fortsetzen, um unsere Strukturen, Einstellungen und Sprache zu hinterfragen und wo nötig zu ändern.
Von Anfang an war die ökumenische Berufung unserer Kommunität ein Abenteuer des Glaubens, ein Weg, um die Liebe Gottes zu betrachten. Der Austausch mit anderen Gemeinschaften und Spiritualitäten ist eine Gelegenheit, Einheit zu leben und Freundschaften und Unterstützung aufzubauen. Gleichzeitig hilft er uns zu erkennen, was es heute bedeutet, Schwester von Grandchamp zu sein! Auch in diesem Jahr haben uns die Begegnungen auf Wege geführt, die reich an Entdeckungen waren:
Im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen besuchte Sr. Svenja die ökumenische Fraternität in Sainte-Mère-Église in der Normandie. Sie teilte dort den Alltag von Sr. Pascale und den Schwestern vom Karmel St. Joseph, der von den Gottesdiensten in der Scheune des Friedens und zahlreichen Begegnungen geprägt war. Sr. Mechthild, Sr. Birgit und Sr. Martina Anna fuhren zur ökumenischen Vesper nach Einsiedeln. Einige Wochen später konnten Sr. Anne-Emmanuelle und einige Schwestern ihre Erfahrungen aus dem kommunitären Leben mit den Mitarbeitenden des Ökumenischen Rates der Kirchen und seinem Generalsekretär, Prof. Dr. Jerry Pillay, teilen. Und wir empfingen die Studierenden des Ökumenischen Instituts Bossey, die gekommen waren, um unser Leben kennenzulernen.
Am Festtag des Heiligen Benedikt nahmen mehrere Schwestern an der Weihe der neuen Äbtissin der Maigrauge teil, Mutter Marie-Agnès. Sr. Embla fuhr zum CIR-Treffen in Tymawr (Wales), wo etwa dreissig Schwestern und Brüder verschiedener Traditionen zum Austausch zusammenkamen. Empfangen wurden sie von den Schwestern der Society of the Sacred Cross, einer anglikanischen Gemeinschaft, die sich im Bereich der Ökologie engagiert.
Die Zisterziensermönche der Abtei Hauterive luden zahlreiche Brüder und Schwester aus verschiedenen Klöstern ein, ihre kürzlich renovierte Kirche zu besichtigen und an diesem Ort des Gebets, der die Jahrhunderte verbindet, gemeinsam Gott zu loben.
Wie so viele andere sind wir dankbar für das Leben und das Pontifikat von Papst Franziskus. Wir wurden durch die Worte von Papst Leo XIV. ermutigt: „Als Bischof von Rom betrachte ich es als eine meiner vorrangigen Aufgaben, mich um die Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Gemeinschaft unter all jenen zu bemühen, die denselben Glauben an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist bekennen.“
In Grandchamp erneuerten wir die Tontechnik der Kapelle, was sich sowohl in der Arche bemerkbar macht als auch bei denjenigen, die mit uns über Internet beten. Darunter unsere Schwestern, wie Sr. Maria, die jetzt mit Sr. Hélène im selben Altersheim lebt.
Auch die Natur verändert sich: Unter der Last des Schnees ist ein grosser Ast der Kiefer im Hof abgebrochen, während an der Mündung der Areuse durch eine Renaturierung eine kleine Insel für Vögel entstanden ist … Zerbrechlichkeit und Schönheit des Lebens.
In Grandchamp unterstützen uns Tag für Tag Freiwillige mit ihrem treuen Engagement. Ihre Anwesenheit und regelmässigen Spenden ermöglichen es uns, weiterhin ein Ort des Empfangs für alle zu sein, die einen inneren Raum suchen, in dem sich das Geheimnis des Lebens erneuern kann. Dafür sind wir sehr dankbar.
Wir freuen uns, dass wir für einige Monate Miassa, eine langjährige Freundin aus Algerien, empfangen konnten, sowie Prof. Dan Jaffé aus Israel für einen Tag zum Thema „Jesus in jüdischer Sicht”.
„Was ist Hoffnung? Es ist ein Glück, das noch auf sich warten lässt.“ Kleine Sätze wie dieser und Lieder wurden uns von Sr. Gabrielle und den Menschen, die mit ihr im Foyer Handicap in Neuchâtel leben, in der Arche präsentiert. Ein wunderbarer Nachmittag!
Nach Jahren grosser Bauarbeiten im Sonnenhof erlebt die Weggemeinschaft nun eine stabilere Phase, in der sich das Gemeinschaftsleben festigen kann. Zu sechst sein, drei Schwestern und drei Weggefährtinnen, bringt Ausgewogenheit, Energie und Freude in das Gebet, die Arbeit und den Gästeempfang. Zwei von ihnen nahmen mit Sr. Gesine zusammen am Kirchentag in Hannover teil.
Im November flog Sr. Lauranne wie ein Zugvogel nach Benin, um die Retraite des Drittordens der Einheit zu leiten. Sr. Anne-Emmanuelle hingegen reiste nach Norden, um Sr. Janny, sowie Sr. Christianne und Maria de Groot in den Niederlanden zu besuchen. Wir waren froh, dass letztere im Sommer eine längere Zeit in Grandchamp verbringen konnten.
Mit ihrem Blick als Dichterinnen und Schriftstellerinnen laden sie uns ein, die Stationen im Leben Jesu und die Freude, die sich darin offenbart, zu betrachten:
Der Duft der Freude
Diese Meditation lädt uns ein zu einer Reise der Freude. Beginnen wir mit dem Weg der drei Weisen zum Kind nach Bethlehem und mit ihren Gaben. Später dann folgt der Kreuzestod dieses Kindes. Selbst wenn er sich in Freude wandelt, bleibt doch der Hintergrund der Geschichte dunkel und voller Gefahren: Feinde und Gegner, Bedrohungen und Schmerzen.
Nehmen wir zuerst die Gaben der Weisen in die Hand: das Gold, das auf die Königsherrschaft des Ewigen verweist, einer neuen verwandelten Welt, einer strahlenden Menschheit, in der Frieden und Liebe regieren. Unvorstellbar für uns heute und doch sehr real im Vertrauen auf die Vorstellungskraft des Muttergeistes. Der Weihrauch, der den blauen Triumph eines neuen Himmels und einer neuen Erde unterstreicht, göttlicher Duft, der sich ausbreitet bis hinein in unsere arme und verletzliche Leiblichkeit. Die Myrrhe, die auf den Tod des Kindes hinweist, gleichzeitig aber auch seine vollständige Heilung voraussagt, und die von uns allen.
Gold, Weihrauch, Myrrhe: König, Priester, Prophet. Die Weisen erkennen in diesem Kind seine einzigartige, geheimnisvolle Identität. Der Stern, der sie leitet, ist ein Stern der Freude.
Jesus wird in ein Volk hineingeboren, das die Freude kennt und diese umarmt. Simchat Tora, Freude der Tora, ist der Atem des jüdischen Volkes. Jesus atmet Tora, tut Tora, spricht Tora, bleibt in der Tora, die Psalmen singt. Es lebe die Vielfalt der Freude!
Die Erde durchqueren
mit einer Vision vor Augen
führt sehr oft zu Enttäuschungen,
zum Gefühl des Verrats.
Egal wie viel Gutes getan wird,
immer wieder siegt das Böse.
Weiterzugehen erfordert grossen Mut
für die, die durch die Welt gehen.
Verlieren wir nicht den Mut. Hören auf das, was Jesus in Johannes 14,28 sagt: „Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist grösser als ich.“
Jesus sagt in seiner innigen Verbindung mit Gott: „Vater“. Es ist einer der wandelbaren Namen Gottes, die wir wertschätzen dürfen, als stünde dort „Mutter“, „Mitbewohner“, „Nahestehender“ oder „Schöpfer“. O unaussprechlicher Name!
In weiblicher Bildsprache beschreibt Jesus die Freude des Wiedersehens nach dem Abschied (Joh 16,20-23): „Ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen und niemand nimmt euch eure Freude.“ Freude, als wäre ein Kind geboren worden.
Drei Könige aus den Völkern machten sich auf den Weg, weil ein Kind geboren worden war. Himmlisches Licht leitete sie. Sie brachten ihre Freude in Geschenken mit: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Und siehe: Das Kind schenkte als erwachsener Mensch der Welt diese Gaben: das Gold der göttlichen Königsherrschaft. Hebe deine Augen im Vertrauen und erblicke es. Den Weihrauch des fein duftenden Priestertums. Übe deinen Geruchssinn, hab Vertrauen. Die Myrrhe des zeitlichen Todes, die den Abschied in Freude verwandelt.
Lasst uns diese Geschenke von ihm annehmen, sie bewundern, bejahen und so handeln wie er, damit wir königliche Menschen werden.
Erinnert euch mit uns an das, was Rabbi Nachman sagte: „Freude ist ein Gebot.“
Maria de Groot und Sr. Christianne
Möge uns die Liebe Christi an diesem Weihnachtsfest dazu bewegen, den drei Weisen zu folgen: das Gold unserer Menschlichkeit, den Weihrauch unseres Gebets und die Myrrhe unserer vom Kreuz gezeichneten Lebenswege darbringen.
Beten wir, lieben wir und leisten wir Widerstand!
Nehmen wir gemeinsam die Kreuze wahr, die den Frieden an vielen Orten behindern, und möge diese Erkenntnis unsere Hoffnung nicht auslöschen, sondern sie stärken und in uns und um uns herum neues Leben entstehen lassen.
Wir wünschen Ihnen Frieden und Verbundenheit für 2026.
Ihre Schwestern von Grandchamp




